Hafengesellschaft macht sich ein schönes Bild
Das Planungsbüro grbv wirbt damit, mit der Planung für Container- und Agrar-, bzw. Massenguthafen beauftragt worden zu sein. Die Arbeiten betreffen die Organisation des Rückbaus und Erweiterung des bestehenden Hafens (vormals Zerhusen), sowie alle Planungen für den Bau des Containerhafens. Die Firma hat eine Illustration für dieses Projekt veröffentlicht.
Auf dieser Illustration sieht man Teile der überplanten Flächen aus der Vogelperspektive. Der Containerhafen im Vordergrund steht in voller Blüte. Ungefähr 400 bunte Container lagern ordentlich in Reih und Glied auf der Hafenfläche, 11 weiße LKWs stehen ebenso ordentlich nebeneinander und warten oder fahren herum, 2 mindestens zweilagig beladene Schiffe sind in oder aus Richtung Westen unterwegs, ein (fast) beladenes Schiff liegt am Kai.
Der ehemalige Zerhusen-Hafen ist ab- und ebenfalls sehr aufgeräumt. Dort befindet sich eine weitgehend leere Fläche mit einem einzigen weißen Gebäude der Größe von ca. 3 x 10 der dargestellten Containern, also ca. 18 x 25 Meter Grundfläche und ca 7.50 Meter hoch.
Die östlich an den Hafen angrenzenden Fläche (im B-Plan Nr. 109 "GE1" genannt) ist ebenfalls weitgehend leer und mit einem einzigen ebensolchen weißen Gebäude bebaut.
Die Hafenstraße ist verlegt worden, die Flächen zwischen den beiden Häfen sowie die nördlich angrenzenden Flächen ("GEE1" und "GE2") sind landwirtschaftliche Flächen geblieben. Das geplante Regenrückhaltebecken existiert nicht. Das Gebäude Donaustraße 4 steht noch.
Zum Vergleich unten die aktuelle Situation (Januar 2019).
Das grbv-Bild ist eine dreiste Idealisierung. Sie zeigt ein geschöntes und ein unsachliches Bild. Das fängt damit an, dass Containerschiffe in Richtung Westen nur einlagig beladen werden können, dort aber zweilagig beladen gezeigt werden. Das Hafenareal ist sauber und aufgeräumt, LKW und Gebäude habe die Unschuldsfarbe Weiß, gewerblich überplante Flächen sind weiterhin als landwirtschaftliche Flächen dargestellt und die Gebäude stehen vereinzelt auf freier Fläche, sind relativ klein und fallen kaum auf.
Keine Spur von 44 Meter hohen Gebäuden, von einer Flächenausnutzung von 70% - 80%, von der Überplanung von Wohnhäusern, von weiteren "hafenaffinen" Gewerbeansiedlungen, wie sie im B-Plan vorgesehen sind. Und erst recht keine Spur der fast 200 Hektar großen Wunschplanung der Machbarkeitsstudie 2008. Oder von der Hoffnung, ein großes Industrie- und Gewerbezentrum à la Niedersachsenpark II zu etablieren, wie der CDU-Kreistagsfraktionsvorsitzende Martin Bäumer leicht euphorisch im März 2016 berichtete (der Bericht ist inzwischen von der CDU-Homepage genommen worden, hier eine Kopie [S.6]).
Nur Vorteile, keine Nachteile. So wird der Hafen vorgestellt.
Leider befinden sich die Urheber dieser ärgerlichen Beschönigungsaktion in (un-)guter Gesellschaft. Immer wieder werden Großprojekte beschönigt, ihre Vorteile in den Himmel gelobt und Nachteile verschwiegen. Beispielsweise für den umstrittenen Bau der A33-Nord, für den die Straßenbehörden sogar einen "Bürgerdialog" mitsamt Computersimulation erschaffen haben.
Das ist nicht schön!
Daher sei hier noch einmal ausdrücklich betont: Die Illustration des Planungsbüros gibt die Planung nicht korrekt wieder. Sie ist eine idealisierte Wunschvorstellung.
Ein Planungsbüro sollte das eigentlich nicht machen. Es verbreitet Fehlinformationen und spielt entweder bewusst ein falsches Spiel, oder es glaubt wirklich, was es verbreitet. In beiden Fällen ist es aber eher kein Planungsbüro sondern eine Propagandaeinrichtung.
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Martin Burose (Montag, 04 Februar 2019 21:04)
Zumindest werden meine Flächen korrekt ausgespart und die Hafenstraße in dem Bereich auch einspurig dargestellt.